BR Volleys überzeugen auch in der Championsleague

Schmetterschlag von Wouter ter Maat gleich gegen drei Blocker von Cucine Lube Civitanova. Foto: Eckhard Herfet

Wochentags, am Dienstagabend, waren 4.321 Zuschauer in der Hoffnung in die Max-Schmeling-Halle gekommen, Spitzenvolleyball in der Königsklasse zu sehen und zu erleben, um das italienische Starensemble Cucine Lube Civitanova zu sehen und um zu schauen, wie sich die Berliner zum Auftakt der CEV Championsleague 2017 schlagen und verkaufen. Keiner der Zuschauer wurde enttäuscht, im Gegenteil. Dieser Abend wird garantiert nicht so schnell vergessen. Es war eines der ganz besonderen Europacupspiele, von denen man sich noch Jahre später erzählen wird. Nach dem Sieg im Spitzen-Bundesligaspiel gegen die United Volleys Rhein-Main war ganz realistisch richtig kalkuliert, es könnte durchaus eine spannende Begegnung werden, aber kaum einer rechnete allen Ernstes damit, dass die Berliner gewinnen werden. Der Ausgang des ersten Satzes bestätigte die Erwartungen. Aber was dann geschah, die folgenden drei Sätze gehörten den Berlinern. Sie gewannen mit 3:1 (21:25, 25:16, 25:18 und 26:24). Die nüchternen Zahlen geben natürlich nicht die Emotionen wider; der Berliner Volleyballtempel bebte. Stimmung hoch drei, welch eine Begeisterung. Das Starensemble aus Italien traute seinen Augen und Ohren nicht; ließ sich regelrecht abkochen. Ihr Volleys seid ja so wunderbar.

Trainer Roberto Serniotti vertraute den sieben Spielern, die die Frankfurter im vierten Satz souverän beherrschten: Kapitän Robert Kromm, Sebastian Kühner, Steven Marshall, Graham Vigrass, Aleksandar Okolic, Luke Perry sowie Wouter ter Maat sollten es auch gegen den dreifachen italienischen Meister richten. Apropos vierter Satz. Auch diesmal verspricht das Ergebnis 26:24 Bände. Während die BR Volleys nervös in dieses erste Champions-League-Spiel starteten, zeigten die Gäste sofort, was sie auszeichnet: Schnelles Spiel aus sicherer Annahme. Ex-SCC JUNIOR Denys Kaliberda im Lube-Trikot fand gut ins Spiel und hatte maßgeblichen Anteil an der schnellen Führung seiner Mannschaft (3:8). Berlins Kapitän Kromm, der immer wieder Ziel der italienischen Aufschläge war, zeigte nun seine Offensiv-Qualität und führte die Männer in Orange wieder heran (8:10). Weil die BR Volleys insgesamt ihre Angriffe aber zu selten ins Ziel bringen konnten, bauten die nahezu fehlerlos spielenden Gäste wieder einen beruhigenden Abstand auf (11:16). Spektakuläre Blockaktionen von Kühner und Okolic ließen den Volleyballtempel zwar aufschreien, die Hauptstädter aber nicht mehr entscheidend herankommen (17:22). Superstar Juantorena war aus dem Hinterfeld erfolgreich und so sahen sich die Gastgeber sechs Satzbällen gegenüber. Drei davon konnte man noch abwehren, aber dann brachte eine Auszeit Okolic am Service aus dem Rhythmus und der Ball landete im Netz (21:25).

Foto: Christian Zschiedrich

Mit mächtig Wut im Bauch wechselten Kromm und Co die Seiten und kämpften sich nun leidenschaftlich in das Match (6:3). Wieder waren es zwei Blocks in Serie, die nicht nur den Fanclub „7.Mann“ von den Sitzen rissen. Die holländische Kanonenkugel ter Maat lief nun so richtig heiß und machte mit seinen Aufschlägen kurzerhand fünf Punkte in Folge (16:7). Zwischenzeitlich flog die Auswechseltafel mit der Nummer 4 in die Lube-Trainerbank, denn Kaliberda wurde durch den Slowenen Cebulj ersetzt. Berlins Volleyballteam Nr. 1 spielte nun wie aus einem Guss und ter Maat sowie Kromm schafften es gegen die Weltklasse-Mittelblocker Dragan Stankovic und Enrico Cester nahezu jeden Ball in Zählbares zu verwandeln (22:15). Einmal mehr war es der Niederländer, der den Satzball platzierte und die Italiener konsterniert zurückließ (25:16). Es entwickelte sich ein Match auf Augenhöhe und internationalem Topniveau (4:4, 8:8). Die Hauptstädter, im Kollektiv weiterhin bärenstark, hatten aber zwei Asse auf dem Parkett, auf die der amtierende CL-Dritte an diesem Tag keine passende Antwort fand: Robert Kromm und Wouter ter Maat. Erst blockte der Kapitän gleich doppelt, dann feuerte der Niederländers einen Pfeil nach dem nächsten aus dem Köcher (14:9). Diese zeigten Wirkung bei den Weltstars, sodass Kapitän Stankovic kurze Zeit später sogar den Danke-Ball ins Netz pritschte. Von der euphorischen Atmosphäre auf den Rängen beflügelt, ließ Zuspieler Kühner drei Asse am Stück folgen (22:15). Diesen Vorsprung brachten die BR Volleys sicher ins Ziel und Kromm verwertete den zweiten Satzball zur 2:1-Führung (25:18).

Spätestens jetzt war der Favorit gefordert – und zeigte seine Klasse. Schnell liefen die Hauptstädter einem Rückstand hinterher (5:9). Immer wieder sorgte das neu installierte Challenge-System auf und neben dem Court für Gesprächsstoff, aber weder dies noch der Zwischenstand (12:16) ließ die Berliner an ihrer großen Chance zweifeln. Erst war es Kühner, der zwei direkte zweite Bälle verwertete, dann setzte ter Maat seiner Leistung die Krone auf. Ein Block, ein Angriff auf die Dreimeter-Linie und ein erfolgreicher Schlag gegen den Lube-Block brachte den lautstark umjubelten Ausgleich (19:19). Als das Pendel noch einmal zugunsten der Italiener auszuschlagen drohte (19:21), blockte und punktete Okolic eindrucksvoll. Nun lag das Momentum endgültig beim Deutschen Meister und plötzlich stand auf den Leinwänden der Arena: MATCHBALL (24:23). Dieser landete nach einem Okolic-Fehlaufschlag zwar im Netz, doch die zweite Gelegenheit nutzte Zuspieler Kühner per Ass (26:24). Der Rest war Jubel in Orange! Der deutsche Nationalspieler Denys Kaliberda zollte dem verdienten Sieger seinen Respekt: „Gratulation an Berlin, sie haben wenig Fehler gemacht und waren heute einfach besser. Die Aufstellung war für uns etwas überraschend, aber Sebastian Kühner und Wouter ter Maat haben überragend gespielt. Wir hatten Robert Kromm als Ziel für unsere Aufschläge ausgemacht, aber auch er hat in der Annahme stabil agiert. Wir haben uns als Team noch nicht so richtig gefunden, an manchen Stellen fehlt es einfach noch an der Abstimmung. Das wird im Rückspiel aber sicherlich anders sein.“

BR Volleys Kapitän Robert Kromm sprach von einem ganz besonderen Erfolg: „Der erste Satz war unserer Anfangsnervosität geschuldet, danach sind wir aber gut ins Spiel gekommen. Die Italiener haben versucht, uns mit taktischen Aufschlägen unter Druck zu setzen. Aber die Annahme war sehr gut und daraus konnten wir erfolgreich angreifen. Drei Punkte zum Auftakt vor diesen Fans, was will man mehr. Das war ein ganz großer Sieg des Willens und der Leidenschaft.“

Quelle: Berlin Recycling Volleys und Christian Zschiedrich

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Sportfotograf Headlight Pictures

Ich bin Sportfotograf & Eventfotograf in Berlin. Vorwiegend arbeite ich in den Bereichen der Eventfotografie und Sportfotografie. www.sportfotograf.org & www.headlightpictures.de

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