Der BFC Dynamo verteidigte am Pfingstmontag, 21. Mai den Berliner Fußball Pokal. In der Geschichte des Pokals seit 1990 gelang dies erst zwei Vereinen Tennis Borussia und Türkiyemspor. Für den Verein aus Hohenschönhausen war es die siebente Finalteilnahme, während der Berliner Sportclub zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte überhaupt das Endspiel erreichte.
Es lief bereits die 86. Spielminute der haushohe Favorit, der BFC Dynamo aus der Regionalliga führte mit 2:0. Für die Tore im sonnen überfluteten Jahn – Sportpark sorgte Rufat Dadashov, der in der 17. und 62. Minute traf. Für den Mittelstürmer war es der letzte Auftritt für die Dynamos. In der kommenden Saison wird er für Preußen Münster in der 3. Liga auf Torejagd gehen. So gelang ihn besonderes Abschiedsgeschenk für seinen alten Verein. In der zurückliegenden Saison kam er in 25. Ligaspielen zum Einsatz und war mit 25 Toren nicht nur der erfolgreichste Schütze für seinen Verein, auch in Regionalliga Nordost wurde dieser Wert nicht übertroffen. Am 28. Spieltag zog er sich im Heimspiel gegen Halberstadt eine Innenband-Verletzung zu. Für das Pokal-Endspiel wollte er unbedingt wieder fit werden. Es gelang und wie !
Fast wäre der Triumph noch in Gefahr geraten. Die gut gekühlten Sektflaschen standen schon bereit, die letzten Spielminuten lediglich eine Formsache. Dadashov wurde in der letzten Spielminute ausgewechselt, sein Trainer Rene Rydlewicz wollte ihm den Sonderapplaus der 6.428 Zuschauer, in der Mehrzahl Fans der Weinroten, gönnen. Der Berliner Sportclub aus der Berlin-Liga handelte nach dem Motto: „Wir haben keine Chance und die werden wir nutzen.“ Sie rannten bis zum Schluss und wurden belohnt. In der ersten Minute der Nachspielzeit zeigte Schiedsrichter Stefan Paffrath auf den ominösen Punkt. Er hatte zuvor ein Foul im Strafraum gesehen. Der Kapitän des Berliner SC, Louis Arnst, der sich für ein Jahr, in der Saison 2014/15 erneut bei Hertha BSC II versucht hatte, verwandelte sicher. Arnst hatte bereits in der Jugend für Hertha BSC gespielt. Für seinen aktuellen Trainer Wolfgang Sandhowe war der Mann des Spiels, so seine Aussage in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Dazu ergänzte er:“es ist eine Augenweide, ihn spielen zu sehen.“
Es wurde noch hektischer in der verbleibenden Nachspielzeit. Zunächst sah Omid Saberdest vom Berliner SC die rote Karte. Es sollen beleidigende Worte in Richtung Schiedsrichter gefallen sein. Mit der letzten Aktion des Spiels, einem Eckball für den BSC wäre ihnen fast der Ausgleich geglückt. Schließlich waren sie vorbei, die Minuten der Nachspielzeit und der 2:1 Erfolg für den BFC Dynamo in Sack und Tüten.
Die Sensation blieb aus. Die größere individuelle Klasse der Dynamos war, trotz enormen läuferischen Aufwands der Truppe aus der sechsten Liga, nicht wettzumachen. Der Trainer des BSC Wolfgang Sandhowe zog alle taktischen Register und konditionell hatten die Amateure keinerlei Nachteile. Der inzwischen 64jährige Sandhowe, ausgestattet mit der Qualifikation eines Fußball-Lehrers hat einiges erlebt. So war er u.a. Co.-Trainer bei Galatasaray Istanbul in der Türkei und in dieser Funktion beim 1. FC Nürnberg unter Hermann Gerland tätig, als Cheftrainer war er in Braunschweig und Magdeburg, um nur einige Stationen zu nennen. Der erfahrene Coach war nicht unzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. „Ich denke, dass wir den Verein hier würdig vertreten haben.“ Beim Berliner SC scheint der Umtriebige sein Glück gefunden zu haben.
Das Spiel hatte im Wembley des Berliner Fußballs einen würdigen Rahmen. Die Siegerehrung wurde durch einen Platzsturm der Fans des BFC Dynamo etwas verzögert. Es blieb friedlich und alle waren zufrieden. Der BFC Dynamo darf sich erneut über die stattliche Antrittsprämie für den DFB-Pokal freuen und hofft jetzt auf einen attraktiven Gegner im August, der möglichst für ein ausverkauftes Haus sorgen soll.
Hans-Peter Becker