Aktivitäten während der Länderspielpause – national und lokal

Über die Entlassung des Trainers Julian Nagelsmann bei Bayern München ist schon viel geschrieben worden, hier soll nur kurz auf die Widersprüche bei der Begründung eingegangen werden. Kahn und Salihamidzic verpassten Nagelsmann nach der Entlassung noch eine gehörige Watsch’n, sie trauten ihm nicht mehr zu, die Bayern-Zukunft erfolgreich zu gestalten. Nachdem sie ihm vorher noch einen „exzellenten Trainer“ nannten. Der Sportvorstand hielt ihm fehlende Leistungskontinuität, „unverständliche Leistungsschwankungen“, vor. Jetzt muss vor allem bezweifelt werden, ob es stimmt, dass es „zwischen Trainer und Mannschaft“ nicht mehr gestimmt habe. Dem widersprach nämlich Joshua Kimmich vehement. Der Trainer habe keineswegs die Kabine verloren, erreichte also die Mannschaft weiter. Nagelsmann sei bisher in seiner Karriere der beste Trainer gewesen. Und wer traute sich noch dem Sportvorstand zu widersprechen: Leon Goretzka! Das im Interview ebenso deutlich, für eine ungetrübte Stimmung in der Mannschaft. Das übrigens unmittelbar nach dem 2:0 Sieg von Deutschland gegen Peru.

Chefredakteur Christian Zschiedrich kommentiert

Nachfolger Thomas Tuchel wird wissen, worauf er sich eingelassen hat und welche Stellschrauben er erfolgreich bedienen muss. Eine Woche Training mit nur einem Rumpfkader an der Säbener Straße – sein Debüt heißt Zweiter gegen Erster, Bayern München – Borussia Dortmund, dem Tabellenführer. Tuchel nannte es bei der Vorstellung seiner Person, gutgelaunt, eine „Ehre und Auszeichnung“, von Bayern München auserkoren worden zu sein. Ein Dankeschön ging insbesondere an: „Olli, Brazzo, Herrn Hainer und Ulli Hoeneß“, na ja.

Der 26. Spieltag ist auch für zwei Berliner Vereine von besonderer Bedeutung: Der Tabellendritte 1. FC Union empfängt in der Alten Försterei Bruno Labbadia mit dem Tabellenletzten VfB Stuttgart. Die Schwaben haben sich noch keineswegs aufgegeben und der 1. FC Union will den Champions League Platz verteidigen. Außerdem geht es zeitgleich, 15.30 Uhr, um sehr viel für die Alte Dame Hertha BSC, Drittletzter, beim Tabellenvierten SC Freiburg. Sie gewannen zwar mit 5:1 das Benefizspiel vor immerhin 2.444 Zuschauern im Poststadion gegen BAK 07. Ob die Berliner aber in Freiburg bestehen können? Der Berliner AK hat sich von Trainer Benjamin Duda getrennt. Duda war in den 15 Monaten zuvor recht erfolglos. Der BAK stürzte nach einer Niederlagenserie auf Tabellenrang 12 ab. In diesem Jahr holte das Team noch keinen einzigen Punkt. Präsident Ebubekir Han sah sich „zum Handeln verpflichtet“. Sein Nachfolger ist Volkan Uluc. Er hat den Club bereits zweimal in der Oberliga, in den Spielzeiten 2002/2003 und 2004/2005 trainiert.

Bei der Hertha genießt Trainer Sandro Schwarz, trotz schwacher Bilanz, weiter Rückendeckung. Der Abstand zum Tabellenletzten VfB Stuttgart beträgt nur einen Punkt. Nach dem Freiburg-Spiel heißt der Gegner RB Leipzig. Hertha muss gegen die Auswärtsmisere ankämpfen und das in Freiburg. Marco Richter hat die fünfte Gelbe kassiert und darf nur zu schauen. Acht Spieler hat Hertha derzeit für Länderspiele abgestellt. Hinzu kommen finanzielle Sorgen. Nicht gerade positiv ist die Kunde, dass der Trikot-Sponsor nach zwei Jahren aussteigt. Es heißt, Hertha bekam jährlich 6 Millionen überwiesen. Da sollte schleunigst Ersatz gefunden werden. Erfahrungsgemäß sind Sponsoren an sportlichen Erfolgen interessiert. Der Streit mit dem fristlos entlassenen Geschäftsführer Fredi Bobic wird voraussichtlich nicht vor dem Arbeitsgericht, sondern könnte in die Zuständigkeit des Landgerichts wechseln.

Das Trainer-Karussell dreht sich auch in den unteren Ligen. Oberligist Blau-Weiß 90 trennt sich von Ingo Reißner, der erst vor vier Wochen das Traineramt von Marco Gebhardt übernommen hat. Der neue Chef bei Blau-Weiß 90 ist Michael Meister. Er verkündete, dass zur neuen Saison das Trainergespann Rani Al-Kassem und Co-Trainer Simon Schrade übernehmen sollen. Das Gespann äußerte den Wunsch, ab sofort einmal wöchentlich am Training der Ersten teilzunehmen, um die Spieler kennenzulernen. Etwas ungewöhnlich, das geht nur mit dem Einverständnis des aktuellen Verantwortlichen. Ingo Reißner war nicht einverstanden. Michael Meister: „Dann trennen sich eben unsere Wege“. Immerhin eine seltsame Geschichte.

Christian Zschiedrich

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Christian Zschiedrich

Er kann von sich mit Fug und Recht behaupten, immer ein Leben für und durch den Sport geführt zu haben. Er spielte Fußball, nicht mal untalentiert, brachte es dabei zu einigen Ehren, studierte Sport in Leipzig, arbeitete als Sportlehrer und trainierte Fußballmannschaften. Zwischendurch erwarb er beim DFB seine Trainerlizenz. Nach und nach entdeckte er dabei sein Herz für den Sportjournalismus, schrieb Artikel für verschiedene Zeitungen und hob in Berlin eine eigene Sportsendung im Lokal-TV aus der Taufe. Über 2.000 Sendungen wurden unter seiner Leitung produziert. An`s Aufhören verschwendet er keinen Gedanken, schließlich bietet das Internet viele neue Möglichkeiten.

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