Herthas ehemaliger Präsidentschaftskandidat Frank Steffel mit seiner Sicht auf die Lage bei Hertha BSC. Im Gespräch mit Christian Zschiedrich äußert er sich über seine verlorene Wahl, über Fehler der Hertha-Verantwortlichen und über die Zukunft der Alten Dame. Außerdem spricht er über die Füchse Berlin und über das Sportgeschäft im Allgemeinen.
Vor einem Jahr hatte der Politiker, Unternehmer und Präsident der Füchse Berlin für den Posten des Präsidenten von Hertha BSC kandidiert. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung verlor Steffel die Wahl gegen Ex-Ultra Kay Bernstein, der Steffel zufolge „mit Versprechungen angetreten war, mit denen man Spitzensport nicht organisieren kann“. Dementsprechend habe Bernstein die Vision von günstigeren Tickets und besseren Bier- und Bratwurstpreisen auch nicht realisieren können.
Im Gegenteil:
Die Verantwortlichen haben vor allem in ihren ersten sechs Monaten mit falscher Führung wertvolle Zeit verschwendet, um die Weichen für eine bessere Hertha-Zukunft zu stellen. „Das Gegeneinander von Präsident, Geschäftsführung und Mehrheitsgesellschaft konnte einfach nicht funktionieren“, sagt Steffel.
Mehrheitsgesellschafter war damals noch Lars Windhorst, der aus Hertha BSC einen „Big-City-Club“ machen wollte und 370 Millionen Euro in die Alte Dame investiert hatte. Für Steffel immer noch „unbegreiflich, wie 370 Millionen Euro so schnell und erfolglos verschwendet werden können.“
Außerdem macht der Füchse-Präsident deutlich: „Ich hätte mit Lars Windhorst gemeinsam versucht, diese schwierige Situation zu verändern.“ Und weiter: „Es wäre uns gelungen, den Abstieg zu vermeiden.
Bernsteins Verhältnis zu Lars Windhorst war allerdings zerrüttet und so folgte der Windhorst-Trennung und (bedingt durch die insgesamt prekäre Finanzlage) der Einstieg des US-Investors „777″, der im Vergleich zu Windhorst,, nochmal deutlich mehr Anteile, mehr Einflussrechte und mehr Gewinnabschöpfung“ hat.
Und als wäre das nicht schon genug, passiere das alles auch noch in „einem Klima, bei dem sich Hertha BSC grundsätzlich Gedanken machen muss, wie das zu verändern ist, damit sich überhaupt noch Persönlichkeiten an die Spitze des Vereins stellen lassen.* Das sei auch ein „generelles Problem im Fußball“.
Konkret: Auf der Mitgliederversammlung der letzten Präsidentschaftswahl seien „seine Frau und seine Tochter erschüttert gewesen, wie feindselig dort miteinander umgegangen wurde.“
Bei den Füchsen Berlin dagegen gehe es „harmonisch“ zu. Beim European-League-Sieger wurde Frank Steffel gerade erst einstimmig für weitere zwei Jahre zum Präsidenten gewählt. Unter Steffel haben sich die Füchse vor allem im Handball zu einem nationalen Schwergewicht entwickelt, für das „der große Schritt, Deutscher Meister zu werden, vielleicht auch mal möglich“ sei.
Neben dem sportlichen Erfolg hätten sich die Füchse Berlin mittlerweile auch noch zum „ersten klimaneutralen Sportverein in Europa* entwickelt. In dieser Gemengelage lautet Steffels Antwort auf die Frage, ob er nochmal als Hertha-Präsident kandidieren würde: „Ein relativ klares NEIN“
Und den Wiederaufstieg in die Bundesliga zu realisieren, bezeichnet er als „Herausforderung“, denn „ein Automatismus wird das nicht“.