1. FC Union Berlin – erneute Niederlage

Schwaches Union verliert gegen Aue, so war es am Tag nach der Niederlage im Berliner U-Bahn TV zu lesen. Mal abgesehen, dass der Satzanfang grammatikalisch fragwürdig ist, stimmt der Kern der Aussage. Man rieb sich verwundert die Augen, der Heimauftritt der Eisernen gegen Erzgebirge Aue war richtig schlecht. „Wir waren nicht bereit – warum auch immer“ so äußerte sich in der Mixed-Zone Union Kapitän Felix Kroos vor den Schreibblöcken und Diktiergeräten der Journalisten. Solch einen Auftritt hatte niemand erwartet.

Unions Trainer Jens Keller schickte die identische Startformation des Hannoverspiels auf den Rasen des Stadions An der Alten Försterei. Dass es nicht komplett ausverkauft war lag nur daran, dass die Gäste aus dem Erzgebirge ihr Kartenkontingent nicht vollzählig ausgeschöpft hatten. Angesichts des Spielausganges wird der eine oder andere Fan des FC Erzgebirge ärgerlich darüber sein, den Stadionbesuch ausgelassen zu haben. Die abstiegsbedrohten und von Querelen gebeutelten Veilchen nahmen verdient alle drei Punkte aus der Hauptstadt mit. Im überfüllten Presseraum stand Aues Präsident Helge Leonhardt neben Unions sportlichen Leiter Helmut Schulte. Die Stimmungslage wird bei beiden sehr unterschiedlich gewesen sein.

Aues neuer Trainer Domenico Tedesco gab sein Statement zum Spiel. „So wollten wir uns hier präsentieren, die Jungs hatten sich auf das Spiel gefreut, ein großer Verein, tolle Zuschauer, es war ein hart umkämpftes Spiel, keiner wollte auch nur einen Zentimeter nachgeben. Es war ein Spiel mit unfassbar vielen Duellen 1 gegen 1, trotzdem war immer eine zusätzliche Absicherung möglich. Wir sind sehr glücklich mit dem Spiel und seinem Verlauf.“

Tedesco, mit seinen erst 31 Jahren erstaunlich jung für Chef-Trainer, hatte die Mannschaft aus dem Erzgebirge als Tabellenletzter von Pavel Dotchev übernommen und erstaunlich schnell positive Wirkung erzielt. Bei den Eisernen absolvierte Aue das vierte Spiel unter Tedesco und landete den dritten Sieg. Das es so schnell gehen würde hätten in Aue selbst große Optimisten nicht gedacht.

Der Aufstiegsanwärter aus der Wuhlheide blieb alles schuldig und lieferte wohl die bisher schlechteste Saisonleistung ab. Trainer Jens Keller äußerte dem entsprechend enttäuscht in der Pressekonferenz:„Wir haben heute nicht annähernd die Leistung gebracht, zu der wir sonst in der Lage sind. Es fehlten heute nicht nur ein paar Zentimeter. Aue hat das Spiel besser bestritten und verdient gewonnen. Mich ärgert die Art und Weise, wie wir verloren haben. Was die Auswechselungen betrifft, ich hätte noch mehr runter nehmen können. Wir werden mit den Spielern sprechen, um die Köpfe frei zubekommen. Die Angst, Fehler zu machen darf nicht bestimmend werden.“

In der 79. Minute erzielte Calogero Rizutto mit einer Volleyabnahme das goldene Tor des Tages, die zweite Niederlage in Folge für die Eisernen war besiegelt. Dabei hatten die Hausherren Glück, dass die individuellen Fähigkeiten der Auer beschränkt waren. Durch ihre enorme Laufbereitschaft provozierten sie ständig Ballverluste im Spielaufbau der Eisernen, konnten dann mit dem Spielgerät zu wenig anfangen. Daniel Mesenhöler im Union-Tor hatte schon aufregendere Arbeitstage. Die Niederlage stellt sich dadurch in einem noch ungünstigeren Licht dar. Völlig verständlich war daher die Nachfrage, ob der mögliche Aufstieg nicht doch zu sehr in den Köpfen der Spieler ist. „Über den Aufstieg sprechen wir als Mannschaft nicht, das ist die Aufgabe der Journalisten.“ Das war eine Äußerung von Felix Kroos dazu.

Hans-Peter Becker

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