Es hätte klappen können, ein vollbesetztes Olympiastadion, kein Geringerer als der Meister aus Italien zu Gast und dazu Union-Wetter. Es regnete, war nasskalt und die Eisernen zeigten sich formverbessert. Sogar ein Tor gelang, leider stand der Vorlagengeber klar im Abseits, sodass der Jubel schnell verstummen musste. Das 0:0 zum Pausentee spiegelte die Kräfteverhältnisse adäquat wider. Auf beiden gab es viel Leerlauf. Die Eisernen machten dabei noch den besseren Eindruck und kamen mal wieder zu einigen Torabschlüssen.
An der taktischen Grundausrichtung änderte Urs Fischer nichts, es war ein 5-3-2 gegen den Ball und bei eigenem Ballbesitz ein 3-4-1-2. Die Doppelspitze im Sturm bildeten Sheraldo Becker und David Datro Fofana. Kevin Behrens saß zunächst auf der Bank und Leonardo Bonucci durfte sogar gegen seine Landsleute nur zuschauen.
In der zweiten Halbzeit sah es lange danach aus, als könnten die Eisernen endlich den Bock umstoßen. Sie investierten viel und mussten leider in der 65. Minute die kalte Dusche hinnehmen. Der italienische Nationalstürmer Giacomo Raspadori verwertete eine tolle Vorarbeit vom georgischen Nationalstürmer Khvicha Kvaratskhelia und es war passiert. Sie rannten wieder einem Rückstand hinterher. Das hochverdiente 1:1 blieb ihnen versagt. Die dickste Chance hatte Robin Knoche. Er setzte nach einer Trimmel-Flanke den Ball knapp neben das Tor. Alex Meret im Napoli Tor hätte keine Chance gehabt.
Es blieb bei der knappen 1:0 Führung für die Gäste. Die Eisernen senkten die Köpfe und verfluchten wohl den Fußballgott. Eine Steigerung war zu erkennen und viel zum Nachdenken bleibt eh nicht, bereits am Samstag, dem 28.10.2023 um 15:30 Uhr geht in der Bundesliga im Bremer Weserstadion weiter und darauffolgenden Dienstag spielen sie in Stuttgart im DFB-Pokal.
“Es sieht schon wirklich so aus, dass im Moment ziemlich viel gegen uns läuft. Meine Mannschaft hat es über die 90 Minuten wirklich toll gemacht. Die Abstände haben gepasst, die Aggressivität war da und wir haben über 90 Minuten, bis auf eine Aktion, nichts zugelassen. Es ist unheimlich bitter, aber irgendwo bin ich auch stolz. Die Mannschaft hat über die volle Spielzeit so ziemlich alles richtig gemacht”, lautete das Fazit von Cheftrainer Urs Fischer nach dem Abpfiff.
„Ich kann heute Abend keinem etwas vorwerfen, denn speziell in der ersten Halbzeit war es von uns ein sehr guter Auftritt und die richtige Reaktion nach dem Stuttgart-Spiel. Dass wir dann trotzdem verlieren, passt einfach zur Situation. Aber ich bin überzeugt: Wenn wir so weitermachen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder gewinnen. Wer gegen Weltklasse-Mannschaften wie Neapel so auftritt, wird irgendwann wieder die Punkte holen“, gab sich Union-Kapitän Christopher Trimmel trotz der knappen Niederlage zuversichtlich.
„Wenn du neunmal in Folge verlierst, kannst du mit der Situation nicht glücklich oder zufrieden sein. Trotzdem muss ich sagen, dass ich mit der Art und Weise, wie wir heute gespielt haben, vollkommen einverstanden bin. Gerade in der ersten Halbzeit haben wir viel von dem gesehen, was uns in den vergangenen Jahren stark gemacht hat. Das ist eine Grundvoraussetzung, um Punkte zu holen. Aber die Situation ist so, wie sie ist und da hilft es nicht, irgendetwas schönzureden. Du musst weiter hart arbeiten und auf dem Platz liefern“, so Rani Khedira nach seinem Debüt in der Königsklasse.
Spieldaten
UEFA Champions League
24.10.2023 21:00 Uhr Olympiastadion Berlin
1. FC Union Berlin: Rönnow – Trimmel, Doekhi (79. Tousart), Knoche, Leite, Gosens – Aaronson (70. Král), Khedira (70. Laïdouni), Haberer (79. Volland) – Becker, Fofana (70. Behrens)
SSC Neapel: Meret – Di Lorenzo, Rrahmani, Natan, Mario Rui (71. Olivera) – Cajuste (46. Elmas), Lobotka, Zielinski – Politano (82. Lindström), Raspadori (71. Simeone), Kvaratskhelia (89. Östigard)
Personal: Im Vergleich zur Bundesligapartie gegen den VfB Stuttgart nahm Union-Cheftrainer Urs Fischer drei Änderungen vor. Neben Brenden Aaronson, der für Lucas Tousart in die Startelf rückte, ersetzten David Fofana und Sheraldo Becker im Sturm Kevin Behrens und Kevin Volland.
Zuschauer: 72.062
Tore: 0:1 Raspadori (65.)
Foto: @2019 Hans-Peter Becker
Hans-Peter Becker/Stimmen und Statistik 1. FC Union Berlin