Es war nicht der Tag des 1. FC Union. Einen Tag vor dem Heiligen Abend kehrte die Mannschaft mit der ersten Saisonniederlage aus dem Erzgebirge zurück. Das traditionelle Weihnachtssingen wurde wegen der Ansetzung des Spiels extra auf 19:00 Uhr verschoben. Schiedsrichter Sven Jablonski pfiff die Partie pünktlich nach 90 Minuten ab. Eine Nachspielzeit gab es nicht. Die Eisernen hatten verloren, drei Gegentore kassiert, nicht ein einziges selbst geschossen.
Der FC Erzgebirge Aue bot eine taktische Meisterleistung. Daniel Meyer, seit Saisonbeginn Trainer bei den Veilchen aus dem Erzgebirge muss hellseherische Fähigkeiten haben. Er schien zu wissen was sein Kollege Urs Fischer vor hatte. Der 1. FC Köln hatte am Freitag überraschend im eigenen Stadion gegen Bochum verloren. Zeitgleich spielte der HSV in Kiel, warum sollte der dort nicht Federn lassen. Mit einem Dreier im Erzgebirge wäre der Start in die Rückrunde optimal gewesen. Es kam anders und das Spiel könnte zukünftig als Lehrfilm für die Taktikausbildung angehender Fußball-Lehrer dienen.
Urs Fischer wollte mit seiner Aufstellung überraschen. Er brachte zwei Stürmer (Polter und Anderson), auf den offensiven Außenbahnen begannen Hartel und Mees, unterstüzt von Schmiedebach und Zulj auf 6er Position. Taktisch sortiert zu einer 4-4-2 Aufstellung. Es hätte funktionieren können, wenn die Erzgebirgler mit ihrer 3er bzw. 5er Kette in der Abwehr operiert hätten. Stattdessen setzten sie auf ein 4-3-3 als taktische Antwort. Union sollte das Spiel machen und Aue wollte auf die Kontergelegenheiten lauern.
Bereits nach 6. Minuten begann die Rechnung von Trainer Meyer aufzugehen. Für erfolgreiche Konter braucht es schnelle Spieler. Aues Stürmer Iyoha würde wahrscheinlich auch bei Laufwettbewerben über die 100 m eine gute Figur abgeben. Er war mit dem Ball schneller, als der gewiss nicht langsame Hartel ohne das Spielobjekt. Er lief vom eigenen Strafraum bis zum gegnerischen und brachte den Ball zu Testroet. Ein frühes Gegentor, das war nicht Bestandteil des Matchplans der Eisernen. Angriff auf Angriff rollte auf das Auer Tor zu. Es war ein bisschen Pech dabei, knapp daneben oder ein Verteidiger war zu Stelle, Aue hielt den Kasten sauber.
Das Unheil nahm seinen Lauf als in der 30. Minute Mees im Strafraum einen Blackout hatte, den Ellbogen ausfuhr und die Richtung des Balls änderte. Die Regel mit der Vergrößerung der Körperfläche kam zur Anwendung und eine aktive Bewegung soll auch erkennbar gewesen sein. Es gab Proteste der Berliner. Den fälligen Strafstoß verwandelte Testroet. Da mussten sie im Lager der Eisernen tief durchatmen. Solch eine Situation war neu in dieser Saison. Aue hielt den Vorsprung bis zur Pause.
Die 13.800 Zuschauer sahen ein hochinteressantes Fußballspiel. Für Feinschmecker, die sich Gedanken machen über Raumaufteilung, Stellungspiel und Laufwege bot sich ein erlesenes Taktikmenü. Bereits an der Mittellinie wurden die Unioner von den drei Auer Stürmern angelaufen. Es war Schwerstarbeit für die Eisernen, dazu belastet mit dem Rückstand von zwei Toren.
Nach der Halbzeitpause stellte Aue taktisch um und spielte jetzt mit einem 4-4-2 System. Union bekam noch größere Probleme. Bereits nach einer Stunde hatte Urs Fischer von Mees und Zulj genug gesehen und nahm einen Doppelwechsel vor. Die Zeit lief ihnen davon. In der 70. Minute kam Gogia für Hartel, vielleicht ein Dribbling im Strafraum, eine Einzelaktion die zu einem Tor führt. Stattdessen beschenkte Testroet die Zuschauer mit einem Tor der besonderen Art. Mit einem sehenswerten Seitfallzieher sorgte er in der 74. Minute für Entscheidung.
Mit der ersten Saisonniederlage rutschen die Eisernen auf Platz vier der Tabelle ab. Schade, da auch der HSV in Kiel verlor, hätten sie den Abstand verkürzen können.
Weiter geht es am Donnerstag, 31.01.2019, es kommt der 1. FC Köln in die „Alte Försterei“.
Hans-Peter Becker
Spieldaten
- Fußball-Bundesliga 18. Spieltag 23.12.2018 13:30 Uhr
FC Erzgebirge Aue:
Männel – Rizzuto, Cacutalua, Breitkreuz, Kusic – Fandrich, Hochscheidt, Riese – Krüger (75. Wydra), Testroet (80. Baumbart), Iyoha (90. Herrmann)
1. FC Union Berlin:
Gikiewicz – Trimmel, Friedrich, Hübner, Reichel – Schmiedebach, Zulj (61. Kroos) – Hartel (70. Gogia), Andersson, Mees (61. Abdullahi) – Polter
Schiedsrichter: Sven Jablonski, Jan Seidel, Jan Neitzel-Petersen, Tim Skorczyk
Zuschauer: 13 800
Tore: 1:0 Testroet (6.), 2:0 Testroet (30. FE), 3:0 Testroet (74.)