Die Länderspielpause nutzte der Berliner Zweitligist zur turnusmäßigen Wahl des neuen Präsidiums. Vom den 57.582 Mitgliedern hatte sich der harte Kern von etwa 4.000 im City Cube der Messe Berlin eingefunden. Die Abstimmung zur Wahl des neuen Hertha-Präsidenten brachte, anders als 2022, keine Überraschung hervor. Der bisherige Vize und kommissarisch amtierende Rechtsanwalt Fabian Drescher wurde mit überwältigender Mehrheit (81,7 %) im Amt bestätigt. Der von dem im Januar 2024 verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein vorgegebene „Berliner Weg“ soll fortgesetzt werden. Gescheitert mit seiner Kandidatur war somit der Unternehmer Uwe Dinnebier. Im Vorfeld hatte er angekündigt, im Falle seiner Wahl, neue Investoren beschaffen zu können. Er erzielte mit 582 Stimmen zwar das zweitbeste Ergebnis, konnte allerdings die Mitglieder nicht überzeugen. Selbst im Falle seiner Nichtwahl, so ließ er vor einigen Tagen in einem Podcast mit der Journalistin Inga Böddeling durchblicken, würde er die Gespräche mit potenziellen Investoren weiterführen.
Die angetretenen Gegenkandidaten hatten einen schweren Stand und konnten letztendlich die anwesenden Mitglieder nicht überzeugen. Die Frage, ob das Ergebnis für die weitere Entwicklung gut oder weniger gut ist, lässt sich so einfach nicht beantworten. Fakt ist, nach wie vorträgt der Verein schwer an der Last der vergangenen Jahre. Geschäftsführer Thomas E. Herrich präsentierte den Geschäftsbericht der Kommanditgesellschaft auf Aktien, darin ist die Profiabteilung ausgegliedert, mit einem Jahresergebnis von minus 33,3 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist es eine Verbesserung von 65,8 Millionen Euro. Diese Zahlen sind ernüchternd. „Man sieht klar die positiven Entwicklungen des eingeschlagenen Sanierungsprozesses“, so Herrich. Allerdings musste er auch einräumen, dass es das Ziel war, 9 Millionen mehr vom Minus herunterzunehmen. Die Gründe dafür lagen unter anderem in ausbleibenden Zahlungen des Investors 777 und der vorzeitigen Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Ärmelsponsor CG Elementum.
Sportlich läuft es aktuell eher mittelprächtig für die Hertha-Profis. Eigentlich ist die Mannschaft zum Aufstieg in die Bundesliga verdammt und noch ist nichts verloren. So richtig stabil präsentiert sich bisher keiner von den Aufstiegsaspiranten. Das Prinzip Hoffnung bestimmt so weiterhin die Geschicke bei der Alten Dame aus Charlottenburg. Zudem wird im kommenden Jahr 2025 die Rückzahlung der Anleihe fällig.
Hoffentlich ist dafür nicht soviel Sitzfleisch nötig, wie es die anwesenden Vereinsmitglieder im City Cube aufbringen mussten. Nach fast 10 Stunden war die Mitgliederversammlung erst Geschichte. Zur Vize-Präsidentin wurde erstmals eine Frau gewählt. Anne Noske, vielen Journalisten-Kollegen unter ihrem Geburtsnamen Gruber in Erinnerung, durfte sich über das Ergebnis von 2.292 Stimmen freuen. Beworben hatte sich u.a. auch der Ex-Profi Marco Pantelic.
In das Hertha-Präsidium wurden ´mit Ralf Thaeter, Knut Beyer, Saravanan Sundaram, Niklas Lohse und Ferhat Dogru fünf Personen gewählt.
Hans-Peter Becker
Fotos: © Detlef Kretzschmann