
Vollzeitspieler setzen sich bei EM durch. Der ganz große Wurf gelang der deutschen Fußballnationalmannschaft der Blinden bei der EM im eigenen Lande nicht. Nach erneut spannenden 40 Minuten musste am Freitagabend vor etwa 1200 Zuschauern ein Sechsmeterschießen über den fünften Platz im Turnier entscheiden. Die deftige 0:3-Niederlage gegen England in der Vorrunde war erkennbar gut verdaut. Nach der regulären Spielzeit in der Partie gegen den amtierenden Europameister Türkei hatte es dann unerwartet 0:0 gestanden. Im Entscheidungsschießen setzten sich aber die Türken durch. Damit verpasste das Team von Head Coach Ulrich Pfisterer leider auch die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Spanien im nächsten Jahr, für die der 5. Platz berechtigt hätte. „Wir sind von den Strukturen her schon auf einem sehr guten Weg. Die Vollzeitmannschaften, zu denen neben England auch die vom türkischen Fußballverband unterstützte Mannschaft unseres heutigen Gegners gehört, haben einfach noch einen Tick Vorsprung“, sagte er. Wenn man aber die Resonanz und das Interesse selbst an Live-Übertragungen aus dem Ausland, sogar aus Japan, anschaue, bestehe Hoffnung auf weitere Steigerung der deutschen Spieler in der nun populäreren Sportart.
Zumindest scheint auch die Völkerverständigung bei den Teilnehmern besser zu funktionieren als in der großen Politik. Unter den Augen des türkische Attachés in Berlin kam es am Anhalter Bahnhof zu regelrechten Verbrüderungsszenen nach der Entscheidung. Besonders der wendige Stürmer mit der Nummer 9, Ali Can Pektas aus Gießen, dessen Eltern aus der Türkei stammen, wurde von den gegnerischen Anhängern und Spielern geherzt, als sei er einer der ihren.
Frank Toebs