Der Zusammenhalt in einem Verein ist stets gefragt, in besten wie in schlechten Zeiten. So wird es von oben verkündet. Bekanntlich ist der Trainer das schwächste Glied. Deshalb wird er so oft ausgewechselt. Was zählen dabei etwa Verdienste und Erfolge in der Vergangenheit? Die Hoffnung auf Erneuerung ist schwerwiegender. Das geht in der Regel sogar von der Fangemeinde aus. Nicht so bei Hertha. Sprechchöre und Transparente bekunden: „Pal Dardai ist einer von uns“! Ja, die Hertha-Fans sind einfach große Klasse. Natürlich standen fünf Niederlagen in Folge zu Buche. Die wurden dem Trainer angelastet und die Presse brauchte spektakulären Stoff. Die Ursachen etwas tiefer zu recherchieren, dafür gab es überhaupt keinen Anlass ? Weiter nach oben zu kommen, dazu konnten die Ergebnisse nicht beitragen und nach unten besteht zum Glück keine Gefahr, in die Bredouille zu kommen. Frühzeitig konnten die Planungen für die nächste Saison bei den Verantwortlichen beginnen. Wer eigentlich ist so alles verantwortlich?
Ich erinnere mich an eine Mitgliederversammlung von Hertha BSC, in der es auch darum ging, Michael Preetz – nach zwei Abstiegen – nicht etwa in die Wüste zu schicken, ihn aber als verantwortlichen Sportdirektor seines Amtes zu entheben. Da stellte sich Präsident Werner Gegenbauer vor Michael Preetz „nicht mit mir“! Er verband sein Schicksal mit dem von Michael Preetz. Eine Alternative für Werner Gegenbauer stand nicht im Raum. Also durfte der Sportdirektor in seinem Amt weitermachen, bis heute! Ich behaupte, dass Hertha nicht zum dritten Mal unter Preetz abgestiegen ist, verdankt der Club Pal Dardai.
Auch wenn er ein Jahr lang seine Bezüge weiter erhalten sollte, ich hätte mir gewünscht, dass Michael Preetz und Werner Gegenbauer aufgestanden wären und dem Trainer Rückendeckung gegeben hätte – erneut: „Nicht mit mir“. Die Enttäuschung ist riesengroß, nicht nur bei den treuesten Anhängern. Der Weg des geringsten Widerstandes meinte die Vereinsführung wohl, ist im vermeintlich schwächsten Glied zu suchen. Bleibt die Hoffnung, dass es tiefere Beweggründe verdeckt werden und dass ein neuer Besen gut kehrt.
Christian Zschiedrich