Berliner Profifußball vereint in der Niederlage

Die 1. und 2. Bundesliga wird am kommenden Wochenende unterbrochen durch eine Länderspielpause. Genügend Zeit für die Verantwortlichen und Spieler über die Gründe für die Niederlagen nachzudenken, zudem können angeschlagene Akteure ihre Blessuren kurieren.

Hertha versuchte in Magdeburg wie sein könnte, mal ohne Verteidigung ein Spiel zu gestalten. Immerhin konnten sie so eine Halbzeit für sich entscheiden, wenn es dann allerdings nicht gelingt, die andere Halbzeit wenigstens unentschieden zu gestalten oder den Vorsprung an Toren zu behaupten, sind die Punkte weg. Der Alten Dame reichten vier Tore nicht für einen Sieg, es sprang nicht einmal ein Unentschieden dabei heraus. Dreimal geführt und am Ende alles verloren, ein schönes Spektakel für die Zuschauer, sofern sie es nicht mit der Hertha halten. Da gibt es eine Menge auszuwerten und Pal Dardai verkündete an den Basics arbeiten zu wollen.

Bei dem Eishockeyergebnis von 4:6 aus Sicht der Hertha, boten beide Mannschaft streckenweise ein Abwehrverhalten wie in der E-Jugend. In der 69. Minute hatten die Magdeburger das Spiel gedreht und mehr Luft im Schlussspurt und machten in der Nachspielzeit endgültig den Deckel drauf. Bei Herthas Trikotsponsor, dem Crazy Buzzer, hätte es bestimmt eine schöne Quote gegeben, auf eine Ergebniswette. Fünf Tore pro Halbzeit, wer hätte das gedacht?

Kurz vor Toresschluss wurden noch die nötigen Verstärkungen (hoffentlich) für das Mittelfeld geholt. Aus Schweden kam Bilal Hussein und aus der türkischen Liga Andreas Bouchalakis. Die Kaderstärke ist jetzt mit 33 Spielern beachtlich, laut transfermarkt de liegt das Durchschnittsalter bei 23,7 Jahren, so jung ist keine andere Mannschaft der Liga.

Stadion Alte Försterei Eingang Waldseite © Foto Becker

Im Vergleich, der Altersdurchschnitt bei den Eisernen beträgt 26,8 Jahre, in Köpenick setzt man auf Erfahrung, könnte vielleicht auf Kosten der Geschwindigkeit gehen. Gegen die bei Unions-Fans besonders beliebten Red Bull-Rasenballer riss die imposante Serie, saisonübergreifend blieben sie ungeschlagen in 24 Heimspielen. Zur Erinnerung, es war der 13. Februar 2022, 22. Spieltag der Saison 20221/22, zu Gast in der Alten Försterei war Borussia Dortmund und gewann mit 3:0 und pikanterweise, auf der Trainerbank saß Marco Rose. Sein Gedächtnis hat unglaubliche 385 Tage gehalten. Er fand wieder den richtigen Dreh mit seinem aktuellen Team, wie die Festung in Köpenick zu nehmen ist. Die Eisernen wurden mit ihren eigenen Mitteln geschlagen. Zudem machte sich das Fehlen von Rani Khedira im zentralen defensiven Mittelfeld bemerkbar. Taktisch stellte Urs Fischer daher um und versuchte das Fehlen von Khedira durch eine Doppelsechs mit Aissa Laidouni und Alex Kral zu kompensieren. Im Sturm wurden drei Angreifer aufgeboten. Das 3-4-3 System funktionierte nur bedingt. In der 64. Minute musste Kevin Volland mit einer glatten Roten vom Platz. Zu diesem Zeitpunkt führte RB bereits mit 1:0 und das Ding war gelaufen. Urs Fischer fand: “In der ersten Halbzeit hat es die Mannschaft wirklich gut gemacht. Bis zur roten Karte war es ein ausgeglichenes Spiel, aber in Unterzahl ist es gegen eine Mannschaft wie Leipzig, die den Ball gut laufen lassen kann, natürlich extrem schwer. Das zweite Gegentor hat das Spiel dann entschieden.“ Für mich eine sehr optimistische Einschätzung, Union hatte in der ersten Halbzeit lediglich eine wirkliche Torchance.

Christopher Lenz im Trikot der Eisernen © Foto: Becker

Die ersten fünfzehn Spielminuten sollte geschwiegen werden, was wohl immer weniger Dauerkarteninhaber befolgen. Ein Ex-Unioner hat sich dem Kader von RB Leipzig angeschlossen, er stand zwar nicht im Spieltagskader, wurde aber trotzdem von Christian Arbeit genannt, der angerufene Fußballgott kam etwas verhaltener von den Rängen. Gemeint war Christopher Lenz, der gebürtige Berliner, der drei Jahre das Trikot des 1. FC Union trug.

Das Konstrukt RB Leipzig widerspricht angeblich den Werten, für die der 1. FC Union eintritt. Es mag ja sein, dass man einfacher Mitglied beim 1. FC Union werden kann als bei RB in Leipzig. In Leipzig kann jeder eine Fördermitgliedschaft für einen Jahresbeitrag von 100 EUR erwerben. Mal ehrlich, welche Mitspracherechte hat den ein Vereinsmitglied bei den ganz wichtigen Fragen? Egal, der Fußball, den die Leipziger bisher geboten haben, war sehenswert. In dieser Verfassung werden sie ganz vorne mitspielen. Bei den Eisernen wird die Heimniederlage hoffentlich keine tieferen Spuren hinterlassen haben. Ein Trost bleibt den Fans des 1. FC Union, die Profi-Frauenmannschaft, die Eisernen Ladies, setzten sich am 3. Spieltag der Regionalliga Nordost mit 1:0 gegen RasenBallsport Leipzig II durch. Celine Frank erzielt in der 22. Minute den Treffer des Tages. Mit dem Sieg bleiben die Unionerinnen in der Regionalliga weiterhin ohne Punktverlust.

Hans-Peter Becker

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