Die Berliner Profi-Fußballer mussten am Samstag, 5.10.2024 ihre Spiele bestreiten. In der „Alten Försterei“ empfingen die Eisernen Borussia Dortmund. Die Gelb-Schwarzen aus Westfalen haben seit Jahren die Angewohnheit zum Tigersprung anzusetzen, um schließlich doch nur als Bettvorleger zu enden. Die letzte Meisterschaft liegt über 10 Jahre zurück. Sicher können sie sich trösten, mit dem DFB-Pokal 2021 und wie so oft, zuletzt 2024 in der Champions League, fast ein Endspiel gewonnen zu haben.
Gegen den 1. FC Union wurde eindrucksvoll gezeigt, wie ein Spitzenteam nicht auftreten sollte. Unter Bo Svensson praktizieren die Eisernen wieder ihren Handwerker-Fußball aus der Aufstiegssaison. Viel laufen, etwa 10 Km mehr als der Gegner, nicht unbedingt den Ball haben wollen (nur 33 % gegen Dortmund) und mit langen Vertikalpässen auf die schnellen Spitzen Vertessen und Hollerbach die Torchance suchen. Das hat gleich funktioniert, Hollerbach ist zwar meist schneller als Ball, dieses Mal war er im Dribbling gegen Nationalverteidiger Niels Schlotterbeck insofern erfolgreich, dass ein Elferpfiff dabei herauskam und Dortmund ziemlich früh einem Rückstand hinterherlief. Was dann folgte, war peinlich für die Gäste und sorgte in VIP-Lounge für versteinerte Gesichter bei Lars Ricken und Matthias Sammer. Kurz vor der Halbzeitpause sorgte Yorbe Vertessen mit einem Sonntagsschuss für eine 2:0 Pausenführung.
Eine Situation wie gemalt für die Spielweise der Köpenicker. Gesunde Härte, notfalls kurz mal bis ins Ungesunde praktiziert, bekamen die Dortmunder zu spüren. So war Kevin Vogt fast, zum Glück nur fast, drauf und dran, Serhou Guirassy ins Krankenhaus zu foulen. Absicht war es nicht, eher etwas ungeschickt, die offene Sohle auf die Wade des Gegenspielers. Er hätte dafür Rot sehen können. So bleibt sein verwandelter Foulelfmeter als einziger Eintrag in der Chronik bestehen.
Der Sieg gegen schwache Dortmunder geht voll in Ordnung. Jetzt geht es in die Länderspielpause und 11 Punkte aus 6 Spielen, nur 3 Punkte hinter dem Tabellenführer, das erinnert an alte Zeiten.
Etwas später am Abend traf die „Alte Dame“ auf Schalke 04. Zwei Traditionsvereine, die sich nicht auf den Hamburger Weg begeben möchten. Wer von den dreien wird wohl länger in der 2. Liga schmachten müssen? Der HSV hat schon mächtig vorgelegt.
Das Zweitligaspiel in der ausverkauften Arena bot über weite Strecken ansehnlichen Fußball. Die Punkteteilung entsprach dem Spielverlauf. Hertha ging in Führung, Schalke drehte das Spiel und Hertha konnte nochmal ausgleichen. Das Ergebnis ist für beide weder Fisch noch Fleisch. Acht Spieltage sind absolviert, das Saisonziel bleibt für Hertha in Sichtweite. Nach der Länderspielpause empfängt Hertha die Eintracht aus Braunschweig. Die Eisernen müssen in Kiel antreten.
Hans-Peter Becker