Die beiden Berliner Teilnehmer am bezahlten Fußball sorgen aktuell für Furore, leider nur in negativer Hinsicht. Beim 1. FC Union sah es, nach dem Sieg in Sinsheim, ganz danach aus, als würde der Weg der Besserung eingeschlagen. Eine Partie später ist der Optimismus bereits wieder verschwunden. Gegen Gladbach setzte an der „Alten Försterei“ eine verdiente Niederlage. Mit den Attributen verdient und unverdient sollte bei der Beurteilung von Fußballspielen eher vorsichtig umgegangen werden. Bei der Betrachtung der Partien von Union und Hertha sind sie angebracht.
In der ersten Halbzeit brachten die Eisernen nichts zustande. Die Gäste vom Niederrhein hätten das Spiel bereits zur Halbzeit für sich entscheiden können. Es hätte auch statt einer 2:0 Führung durchaus höher stehen können. In der zweiten Halbzeit stellte Steffen Baumgart taktisch, wechselte mit dem Österreicher Leopold Querfeld einen zusätzlichen Innenverteidiger ein, weichen musste dafür Offensivmann Tim Sharke. Von einer Viererkette wurde auf eine Dreier- bzw. Fünferabwehrreihe umgestellt. Ein kleines Eingeständnis, taktisch daneben gegriffen zu haben? Es wurde besser ab der 45. Minute. Union bekam jetzt etwas mehr Zugriff und kreierte einige Torchancen. Der Anschlusstreffer fiel durch einen „Witzfoulelfmeter“. Glücklicherweise änderte es nichts an den drei Punkten für die Gäste, sonst hätte das für reichlich Diskussionsstoff gesorgt.
Das Abstiegsgespenst schwebt trotzdem nicht über Köpenick, da gibt es Mannschaften, die schlicht noch ein Tick schlechter sind. Jetzt geht es zum Krisentreffen nach Dortmund, Not gegen Elend.
Unverdient, das trifft auf Niederlage der Hertha in Düsseldorf am selben Tag zu. Der Berliner Zweitligist hatte vieles im Griff. Sie gingen in Führung, gerieten in Rückstand und bekamen mal wieder vor dem gegnerischen Kasten wieder nichts gebacken. Dass der eingewechselte Luca Schuler einen Kopfball vollendet an den Pfosten setzte, passte ins Bild. Es war die vierte Niederlage in Folge für Hertha BSC und die hatte Folgen. Einen Tag später bestätigte Hertha die Entlassung des Trainers. Christian Fiel, für eine Ablöse aus Nürnberg im vergangenen Sommer geholt, ist bereits Geschichte. Er hinterlässt eine intakte Mannschaft, mit Potential für das obere Tabellendrittel, die den Klassenerhalt sichern muss. Diese Aufgabe hat jetzt Stefan Leitl übernommen. Er bringt als Assistent gleich einen alten Bekannten mit, den ehemaligen Hertha-Kapitän Andre Mijatović.
Wie die Köpenicker, so sind die Verantwortlichen in Westend dem Gesetz der Branche gefolgt und setzen auf das Prinzip Hoffnung. Stefan Leitl ist nicht zu beneiden, zunächst müssen die nötigen Punkte für den Klassenerhalt geholt werden. Für die nächste Saison steht ein großer Umbruch im Kader bevor. Das Ziel, Rückkehr in die höchste Spielklasse, ist in weite Ferne gerückt.
Hans-Peter Becker