Berlin, 24.08.2023
Im Nachholspiel des 2. Spieltages der Regionalliga Nordost schlug Hertha II am Mittwochabend, 23.08.2023, im Poststadion vor offiziell 2.079 Zuschauern, den BAK mit 1:0. Der siegbringende Treffer fiel erst in der 89. Minute, Torschütze war Abwehrspieler Joel Miguel Da Silva Kiala. Der Nachwuchs der Alten Dame ist aktuell die einzige Mannschaft, die bisher alle Spiele gewinnen konnte. Vor dem 5. Spieltag, da empfangen sie den ZFC Meuselwitz, grüßen die Schützlinge von Trainer Stephan Schmidt einsam von der Tabellenspitze. Der Trainer ist realistisch genug, sieht seine Mannschaft keineswegs als Favorit und spricht von einer schönen Momentaufnahme.
In der 1. Mannschaft werden die Sorgen eher größer. Der Kapitän ist von Bord gegangen, sie hatten gehofft bei der sportlichen Führung, dass er bleibt, bekam die Binde und viel Vertrauen. Die 50 zu 50 Chance ging zuungunsten der Hertha aus. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Fürth, an der neben Trainer Pal Dardai auch Sportdirektor Benjamin Weber teilnahm, war von dem kommenden Gegner nur in den einleitenden Worten der Pressesprecherin Vera Krings etwas zu hören. Die vielen Nebengeräusche unter Woche provozierten andere Fragen.
Nachgefragt wurde auch nach einem Artikel des Journalisten Robert Schreier von der Sport-Bild. „…überfordert äußern sich Spieler über die Situation, dass gleich drei Trainer-Söhne mit in der Kabine sitzen. Zwar wird Palko (24), Marton (21) und Bence Dardai (17) ein einwandfreier Charakter attestiert, und doch fühlen sich viele Hertha-Profis gehemmt, die Kabine als meinungsfreien Raum anzusehen, aus dem keine offen geführte Diskussion ans Trainerteam gelangt. Auch das sei ein Grund dafür, dass sich in Krisenzeiten im Team keine Dynamik mit klaren Worten entwickeln kann.“ Woher er seine Weisheit bleibt ungenannt, Pal Dadai nahm dazu ausführlich Stellung, da wollte wohl einer viel Klicks generieren. Gern kann er herkommen und sich vor Ort ein Bild machen. Trotz der Niederlagen, hat man nicht den Eindruck, dass die Mannschaft in Grüppchen zerfallen ist, wie in der Abstiegssaison. Mehrfach nahm Dardai das Wort Mobbing in den Mund, angesichts der schwierigen Situation sollte Fairness gelten.
Die aktuelle Situation macht sich zunehmend bei den geplanten Neuverpflichtungen bemerkbar. Man muss schon gute Nerven und viel Selbstvertrauen haben, wer sich jetzt auf ein Arbeitspapier bei Hertha BSC einlässt. Die Aussicht auf eine schnelle Rückkehr in die Bundesliga schwindet mehr und mehr, 4 bis Jahre könnte es dauern, wenn kein Wunder geschieht. Wunschkandidat Diego Demme hat wohl der Alten Dame, auch aus diesem Grund, einen Korb gegeben. Offiziell ist noch nichts.
Das Sportliche sollte im Vordergrund stehen, es müssen dringend Tore und Punkte her. Da ist es zielführender, den Trainer des kommenden Gegners Alexander Zorniger zu Wort kommen zu lassen. Die Startschwierigkeiten des Absteigers verwundern ihn überhaupt nicht. „Die 2. Liga ist einfach gut. Da kommt man nicht runter und sagt mit einer Truppe, die sich noch nicht gefunden hat: Wir holen jede Woche drei Punkte…“ Die 2. Liga ist kampfbetonter, die Gegenspieler sind zusätzlich motiviert, schließlich geht es gegen einen, zumindest gefühlt, großen Club. Trotzdem erwartet Zorniger „ein dickes Brett“, obwohl der Druck eindeutig bei der Hertha liegt.
Unter der Woche hat Dardai verstärkt Kombinationen und Torabschlüsse üben lassen. Mal sehen, ob es endlich für das erste Tor im Wettbewerb ausreicht. Und die zweite hat es vorgemacht, ein 1:0, möglichst kurz vor Schluss, reicht für einen Sieg. Für das Spiel am 26.08.2023 werden ca. 35.000 Zuschauer im Olympiastadion erwartet.
Hans-Peter Becker